Zahnpasta mit Fluorid?- Vorteile und Nachteile

Was haben die bekannten, namhaften Zahnpasten-Marken gemeinsam? Sie alle beinhalten den kontrovers-diskutierten Wirkstoff Fluorid. Hier kommt eine Zusammenstellung der wichtigsten Erkenntnisse rund um das umstrittene Spurenelement.

Was ist Fluorid?

Fluorid ist ein natürliches Mineral, das in einigen Gesteinsschichten zu finden ist. Es entwickelt sich durch Verbindungen des gasförmigen Fluor mit anderen chemischen Stoffen und ist auch im Wasser und in Nahrungsmitteln wie Fisch, Walnüssen und schwarzem Tee enthalten. Wie sich Fluorid auf unsere Mundgesundheit auswirkt, hat man erstmals in den 1930ern in Indien beobachtet. Dort führte das stark fluoridhaltige Trinkwasser zu einer auffallend niedrigen Rate an Karies-Erkrankungen. So wurde in den 1950ern die erste fluoridhaltige Zahnpasta zur Kariesprophylaxe in den USA entwickelt. In den meisten der heute gängigen Zahncremes sind die Fluoride Zinnfluorid, Natriumfluorid und Aminfluorid zu finden.

Wie wirkt das Mineral?

Fluoride hemmen das Karies-Bakterien-Wachstum durch Beeinträchtigung des Stoffwechsels der Bakterien und helfen auch nach Kariesbefall beim Wiederaufbau des Zahnschmelzes. Sie haben eine antibakterielle Wirkung, da sie die Bakterienproduktion im Zahnschmelz eindämmen und somit schädlichen Säuren vorbeugen, welche Karies zur Folge haben. Auch bei der Versorgung des Zahnschmelzes mit Mineralien hilft Fluorid durch die Kompensation des Mineraldefizits, der durch Säureangriffe auf den Zahnschmelz hervorgerufen wird. Darüber hinaus sorgt Fluorid für die Härtung des Zahnschmelzes durch eine Deckschicht aus Kalziumfluorid, welche die Abwehrfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber Mikroorganismen und Säuren aus der Nahrung stärkt, da letztere bereits auf dieser Schutzschicht neutralisiert werden. Die Fluorid-Ionen werden dabei in den Zahnschmelz integriert, so dass sich die Stabilität und Widerstandsfähigkeit erhöht.

Die Dosis macht das Gift!

Das Gerücht, Fluorid sei gefährlich oder giftig, fußt auf einem Missverständnis: Fluorid darf nicht mit Fluor verwechselt werden, einem Gas mit aggressiven, ätzenden und giftigen Eigenschaften, welches diese jedoch in Verbindung mit einem anderen chemischen Element verliert. Die sogenannte “Fluorose”, eine Krankheit, bei der ein Fluoridüberschuss zu Erbrechen, Übelkeit, Gelenkverkalkung, Zahnverfall, Schleimhautverätzungen oder weißen Flecken auf den Zähnen führen kann, ist nur bei einer außerordentlich großen Menge Fluorid zu befürchten. Ab einer Menge von 350 mg wird die Fluoridzufuhr problematisch, das entspricht in etwa 75 Zahncreme-Tuben. Jedoch ist der Fluoridgehalt von Zahnpasten in Deutschland ohnehin auf 0,15 % gesetzlich festgelegt, bei Kindern sind die Richtlinien sogar noch strenger. Außerdem ist das deutsche Trinkwassern so fluoridarm, dass ergänzende Fluoridtabletten empfohlen werden, um Karies vorzubeugen . Somit ist die Verwendung von Fluorid-Zahncremes in dem vorgesehenen Ausmaß absolut unbedenklich, auch wenn man versehentlich mal etwas Zahnpasta runterschluckt.

Zahnpasta ohne Fluorid?

Wer jedoch unbedingt auf Fluorid in seiner Zahncreme verzichten möchte, findet jede Menge Alternativen: Es gibt Kokosöl-Zahnpasta, Teebaumöl-Zahnpasta, Zahnpasta mit Aktivkohle sowie Himalaya-Zahnpasta aus Himalaya-Salz. Diese Zahncremes ohne Fluorid beinhalten vor allem natürliche Inhaltsstoffe, so dass das Risiko der Reizung der Schleimhäute oder der Darmflora durch chemischen Zusatz minimiert werden kann. Zudem kann eine Fluorose-Erkrankung ausgeschlossen werden. Jedoch weisen diese Zahnpasten schlechtere Testergebnisse auf und haben meist kein Gütesiegel, durch Inhaltsstoffe wie Aktivkohle kann der Zahnschmelz sogar geschädigt werden. Für Menschen, die zu Karies neigen oder deren Zahnhälse freiliegen, ist der Schutz gegen Kariesbakterien nicht ausreichend. Außerdem ist die wissenschaftliche Befundlage zu fluoridfreien Zahnpasten noch unklar. Aus diesen Gründen empfehlen Zahnärzte, Verbraucherschützer und die DGZMK (deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde) die Nutzung von fluoridhaltiger Zahncreme, am besten zweimal täglich. Die Wirksamkeit des Minerals belegen auch empirische Studien. Wer dennoch die fluoridfreien Alternativen bevorzugt, sollte dabei ganz besonders auf eine gesunde Ernährung und eine gute Mundhygiene achten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt in Anspruch nehmen! Den Fluoridgehalt einer Zahnpasta kann man von der Verpackung ablesen. Alternativ kann man seinen Fluoridbedarf auch durch Tabletten, Trinkwasser oder entsprechende Lebensmittel decken.